6 Ultraleichtflugzeuge, 10 motivierte Piloten und eine Passagierin begeben sich am Vatertag auf Südkurs.

Die Gruppe kurz vor dem Start in Aalen

Abflugbereite Formation am Rollhalt 27

Nach langer Vorbereitung hieß es am Donnerstagmorgen tanken, packen und Feinplanung des Tagesziels Elba. Die Wettervorhersage für den ersten Tag sah für die Alpen "machbar" aus, wenngleich ein Überqueren über den Bergen nicht möglich war. Im Verband starteten die Ultraleichtflugzeuge in Aalen Elchingen und sammelten sich gleich danach über der naheliegenden Autobahn nach Süden. Die erste interessante "Begegnung" hatte man bei Memmingen: "Watch out for a Boeing 737 Ryan Air crossing left to right in your altitude".

 

Freie Täler in den Alpen ermöglichen einen problemlosen Durchflug 

Zunächst konnte man noch relativ hoch fliegen, doch auf Höhe Kempten war ersichtlich, dass man tatsächlich nicht über den Bergen fliegen konnte. - Egal, die gute Ortskenntnis des vorausfliegenden Piloten erlaubte es durch die freien Täler zu fliegen. Der Einflug in die Alpen erfolgte über Reutte. Fünf der Flugzeuge haben vergleichbare Flugeigenschaften - eine C42 ist jedoch deutlich langsamer. So verabredete man sich auf Kanal 122.54 (eine Air-to-Air Frequenz) zu einem Treffen über Imst, dort gibt es ausreichend Platz zwischen den Tälern, um in ausgedehnten flachen Kreisen die Position zu halten. Und siehe da - nach zwei großen Vollkreisen hatte es die MUKY (die Vereins-C42) auch geschafft. Weiter ging es über den Reschenpass mit beeindruckenden Ausblicken rundum. Etwas schadenfreudig bedauerte man die Autokolonnen im Tal.

Parken auf dem Vorfeld von Trento

Zwischenlandung in Trento. Problemloser Anflug, freier Platz, freundlicher Funk - buon giorno Italia! Erst wollten die Flugzeuge getankt werden, dann haben sich die Piloten am örtlichen Platz noch kurz gestärkt, Beine ausgestreckt und wieder rein in die fliegenden Kisten. Drei Flugzeuge konnten gleich starten - die anderen mussten warten, bis irgendjemand endlich einen komplizierten Flugplan über Funk aufgegeben hat. Mit laufenden Motoren wartet man 15 Minuten bis der unbekannte Fliegerkamerad alle seine Daten absetzen konnte. Aber hier ist Verständnis angesagt - immerhin sind die Berge rundrum doch mächtig und wenn man im nächsten Tal ist, hat man schon keinen Empfang mehr zum Flugplatz. Das führte aber dazu, dass aus einer Formation zwei wurden, die sich erst später wieder fanden. Um die Kontrollzone um Verona nicht mittig zu kreuzen, entschloss man sich nicht über den Gardasee, sondern ein Tal östlicher zu durchfliegen. Unglaublich was sich für Anblicke boten. Klöster und Burgen in den Fels gebaut, in Höhen wo man sich überlegt, wie das wohl früher alles ging - ausschließlich mit Muskelkraft...? Unter und neben sich erblickte man liebliche Dörfer und kleine Weiler. Terracotta Dächer, sandfarbene Putzfassaden, kupfergrüne Fensterläden und mittlerweile blauer Himmel über uns. Herrlich. Süden. Unglaublich.

Beeindruckende Bauten, teilweise in den Fels gemauert.

Die Controllerin (Verona Radar) war etwas nervös als sich die erste Maschine meldete: "There is a lot of VFR traffic around!" - Wir konnten sie beruhigen: "We are a formation and will stay together". Problemlos, wenngleich auch langweiliger zog sich die Querung der Po-Ebene. Felder über Felder, dann irgendwann der glitzernde Po, Felder über Felder. Am Morgen gab es in Aalen auf den Autos noch Rauhreif - hier hatten wir über 25°C Außentemperatur.

Dann der Appenin. Weiche, begrünte Berge bis 7000 Fuß - in den Spitzen sogar noch schneebedeckt. Die hohe Luftfeuchtigkeit lässt die Berge in die Ferne immer mehr Verblauen. Caspar David Friedrichs romantische Malkunst kommt einem in den Sinn. Keiner hätte gedacht, dass es im Norden der Toskana sogar Skipisten gibt!

Wenig später Blick auf das Meer. Fast geschafft!

In der Platzrunde am Flughafen "Marina die Campo" auf Elba.

Die Formation fliegt im Landesinneren östlich von Pisa vorbei und tastet sich in Richtung Küste. Das Meer funkelt bezaubernd blau in allen Schattierungen. Der Anflug auf Marina die Campo - der einzige Flugplatz auf Elba über die Bucht ist problemlos. Die führende Maschine meldet sich an und erklärt, dass eine Formation folgen wird. Im Endanflug erkennt man auch Details der weißen Segelschiffe im cyanfarbenen Nass. Noch über einen Campingplatz und schon kommt die breite lange Piste. Im Minutenabstand wird gelandet - die C42 braucht noch etwas länger und landet während die anderen sich bereits mit dem "löschen" der Ladung beschäftigen. Elba - Tagesziel erreicht!

Man beschloss ein Hotel in der Nähe zu beziehen. In Dreier- und Zweierzimmern hatte man so eine günstige Übernachtungsmöglichkeit mit Dusche und Frühstück. Kaum eingecheckt führt der erste Weg ans Meer und zu einem Sprung ins kühle Wasser. Schnell zurück ins Hotel, Duschen - der Bauch grummelt mittlerweile bei allen. Eine lokale Pizzeria wird aufgesucht mit einem schönen Blick über die Endanflugsbucht bei untergehender Sonne. Die laue Temperatur führt die Truppe nochmals an den Sandstrand. Auf Liegen lässt man sich nieder, lauscht den Wellen, freut sich an den funkelnden langen Lichtstreifen die die Lichter vom gegenüberliegenden Ufer über das Wasser senden. Schlagmüde fällt man ins Bett. Was für ein Auftakt der vier Tage Tour!

Gruppenfoto über der Bucht von Marina di Campo

Am nächsten Tag stärkt man sich mit Caffe lungo, Croissants und andern Süßwaren im Hotel und begibt sich auf einen kleinen Spaziergang auf die Insel. Schön ist, dass um diese Jahreszeit noch nicht allzuviel auf der Insel los ist - man kann die Landschaft genießen und dem Treiben auf dem Wasser von eine etwa 50m über dem Meer liegenden Fels betrachten. Zwei Flugzeuge mit zwei Piloten und einer Passagierin werden bis Sonntag auf der Insel bleiben. Sie haben sich Vespas gemietet und die Insel weiter erkundet. Der Rest begibt sich wieder zum Flugplatz. Geplanter Abflug 14 Uhr. Kurz noch im Supermarkt am Flugplatz ein paar Lebensmittel gekauft, gevespert und nach Bezahlung der Lande- und Parkgebühren (45 EUR pro Flugzeug), durch die Sicherheitskontrolle. Jetzt hieß es Flugzeuge vom Sonnenschutz befreien, aufsitzen, im Viererpulk Backtrack auf der Piste und wieder ins Element. Abflug Richtung Süden und einmal westlich um die Insel. Schroffe Felsen, kleine sandige Buchten, ein markanter Leuchtturm, große Fähren, eine Segelregatta, Motorboote die weiße Spuren nach sich ziehen, zierliche Häfen und die große (Napoleon) Festung von Portoferraio lagen rechts und unter der Formation. Man flog wieder zum Festland und mit geringem Abstand der Küste entlang. In Italien darf man für deutsche Verhältnisse sehr tief fliegen - was alle genießen.
Über das Intercom weist man sich im Flugzeug auf markante Aussichten hin. Bunte Sonnenschirmäcker schillern an manchen Stränden, Drachen, Kite- und klassische Windsurfer sind aus nächster Nähe zu betrachten.

 

Die beeindruckenden Marmorbrüche von Cararra.

Zum Tanken bog die Truppe dann ins Landesinnere - auch um die Kontrollzone rund um Pisa zu meiden. Am Zwischenstopp in Valdera tanken alle vier Flugzeuge. Ein Cafe und weitergeflogen. Mit gebührendem Abstand zu Pisa und Genua blieb die Gruppe im Landesinnern und bewegt sich durch weiche Täler die abrupt von blütenweißen Steinen unterbrochen werden: Die Marmorbrüche von Carrara. Unglaublich mächtig werden Marmorblöcke mit einer gefühlten Kantenlänge von zehn Metern dort aus dem Fels gesägt und gesprengt, "handlich" zerkleinert werden sie auf engen Serpentinen ins Tal gebracht. Alle sind schwer beeindruckt und verlassen diesen Bergbau mit Respekt. Kurz danach darf man wieder ans Wasser - der Côte d'Azure entgegen. Sanremo, Monaco... rechts immer die hohen Berge die den Blick in das Piemont versperren.

Die Côte d'Azure: Strand, Stadt, Autobahn, Berge

Bonjour France! Kurz vor Nizza bog das Team wieder nach rechts in die Täler ein und kurz darauf wurde in Fayence gelandet. Dort wurden die Kameraden von ihrem ältesten Jugendlichen (80), der in Südfrankreich gerade Campingurlaub macht, willkommen geheißen. Durstig und hungrig kehrt die Gruppe in die Gaststätte am Flugplatz ein. Ein sehr freundlicher - englisch sprechender - "Garcon" steht hilfsbereit zur Seite und überredet noch zu einem Dessert. Kurz vor Sonnenuntergang wurde das "Zeltlager" unter zwei zusammengestellten Flugzeugen errichtet.

Der Flugplatz Fayence aus der Luft.

Zeltlager unter den Tragflächen

Frühstück und Planung des Tages im Schatten unterm Flügel. 

Am nächsten Morgen wurden die taunassen Flugzeuge mit Leichtigkeit geputzt. Man begab man sich in den Supermarkt um wieder Lebensmittel und vor allem Wasser einzukaufen. Um 10 Uhr hat es bereits 28° im Schatten. Gegen 14 Uhr machte man sich nach einer Zielplanung (Hauptkriterium Swimmingpool nicht mehr als 500m von der Landebahn entfernt) wieder in die Luft. Die drei schnelleren Maschinen machen nochmals einen Abstecher nach Süden zum Meer. Nach wenigen Flugminuten erreichte man Frejus, flog über Saint Maxime in die Bucht von Saint Tropez. Yachten der Luxusklasse liegen im Hafen von Saint Tropez und in der offenen Bucht. Ein beeindruckender Fünfmaster ist vor Anker, Helikopter fliegen niedrig und auf dem Wasser tummeln sich allerhand Jetskis, kleinere und größere Boote und Schiffe. Muss man gesehen haben!

Der Flugplatz Serres in den französischen Seealpen

Entspannen am erfrischenden Pool

Nicht so allerdings die C42, die sich gleich auf den Weg in die französischen Seealpen gemacht hat. Ziel: Serres. Die Formation begab sich wieder in die "Cumulus Granitos" und erfreut sich daran, dass die Landschaft um sie wieder höher ist, als sie fliegen. Trotz des Schlenkers über Saint Tropez landet man heute nach etwa 1,5 Stunden - die kürzeste Etappe am ganzen langen Wochenende. Wie in Frankreich üblich landet man auch ohne Funkkontakt auf der gepflegten Wiese. Die Flugzeuge setzen sogenannte "Blindmeldungen" ab, in denen sie die Position und die Absicht angeben - ohne eine Quittierung durch den "Tower". Freundlich wurde man am Campingplatz empfangen. Leider ist an diesem Tag die Warmwasserpumpe der Dusche ausgefallen - so wurde eiskalt geduscht und dann in den etwas wärmeren Swimmingpool gehüpft. Ein unbekannter Segelfliegerkamerad war so freundlich die Gruppe beim Einkauf im Supermarkt zu unterstützen. Grillabend. Sonnenuntergang in den Bergen genießen. Noch ein kleiner Abendspaziergang, dann Lager in der Grillhütte aufschlagen und Punkt 11 Uhr hieß es "gute Nacht" - durchgeschlafen bis um 7 Uhr morgens, vortrefflich ausgeruht, um die längste Etappe am folgenden Tag nach Hause anzugehen. Kaum genügend Kaffee eingeflößt, wurde aus dem verschlafenen Haufen wieder eine muntere Truppe.

Beim Tanken in Gap

Flugs zusammengepackt und in weniger als 20 Flugminuten nach Gap, einem sehr bekannten Flugplatz in den Alpen, zum Tanken. Entgegen der teuren "Flugplatzbenutzungsgebühren" für Ultraleichts in Serres (25 EUR) war es in Gap wieder "normal". Trotz Tankservice kostet die Landung in Gap auf einer Asphaltpiste mit Tower und Co nur 5 Euro. Auf den regen Fallschirmspringerverkehr musste geachtet werden. Kraftstoff für die Flugzeuge, Wasser für die Piloten wurde getankt.

Gegen Mittag hieß es dann "cleared for take-off" für die Vierer-Formation in Gap. Durch die französischen Alpen ging es dann an markanten Felsen vorbei, über Grenoble weiter in den Jura. Unvergessliche Eindrücke in den Tälern und an den Felsen, segelnde Geier mit ihren markanten rechteckigen Flügeln mit zwei Meter Spannweite, strahlende Sonne und zum Teil massive Thermik sollen die nächsten zwei Stunden dominieren. Die aufgeheizten Felsen erwärmen die Luft und mit entsprechender Nähe waren 1500 Fuß pro Minute (7,5m pro Sekunde) steigen keine Seltenheit. Ein Traum für Segelflieger! Da alle Beteiligten auch dieses Hobby teilen, nahm man die Energie von außen mit Freude mit und ließ sich kurzerhand fast einen Kilometer "höherschleudern".

Irgendwo im Jura... 

Der Übergang vom schroffen Fels in den grünen, weicheren Jura ist fließend. Die Gruppe flog der schweizerischen Grenze entlang unterfliegt den Anflug von Basel und querte etwas südlich von Freiburg den Rhein. Zurück in der bekannten Heimat braucht man fast keine Navigationshilfe mehr. Durch das Segelfliegen, verschiedene Motorausflüge und natürlich auch das Autofahren fällt einem das Navigieren leicht. Über dem Schwarzwald kann man schon den neuen Aufzugsturm bei Rottweil erkennen, die bekannte Albkante führt die Gruppe "wie auf Schienen" gen Heimat. Anstrengend warm fühlt es sich mittlerweile - da "bekannte" Landschaft unter den Piloten durchzieht, verschieben sich die Sinne etwas. Alle sind froh, als man sich im langen Endanflug auf Aalen-Elchingen meldt, landet und wieder aussteigen können.
Was für ein Ritt! Was für eine Tour!

Glücklich werden die Maschinen "geduscht", von Fliegen befreit und sauber abgeledert wieder in den Hangar gestellt. Dann noch ein gemeinsamer Abschluss in einer Gaststätte. Noch bevor die Getränke auf dem Tisch stehen, beginnt schon die Planung für den nächsten Pulkausflug. Skandinavien? Über Trelleborg an der Ostküste über die Schären nach Uppsala? Oder über die Westküste nach Norwegen? Man wird sehen. Letztlich ist immer alles wetterabhängig. Wichtig ist früh schon die Mann- und Frauschaft zusammenzustellen und die Vereinsmaschinen zu reservieren. Der Gruppenausflug muss wiederholt werden!

Zahlen Daten Fakten:
Gesamtflugzeit: ca. 14h
Stecke: ca. 2200km
Zwei Dynamics, eine CT, eine C42, zwei Stings