... auf dem Weg zur Sonneninsel Usedom in der Ostsee. Die Idee war durch Doppeldecker Dieter zusammen mit Martin Mattner und Dieter Rapp aus Heidelberg entstanden. Freundlich und offen wie die Kiebitzflieger nun mal sind, haben Sie uns eingeladen, Sie zu begleiten und wie konnten wir uns so eine Gelegenheit entgehen lassen.

Der Tag der Abreise war da, schlechtes Wetter wollte uns einen Strich durch die Rechnung machen, aber fluggeil wie unser Dieter nun mal ist, ließ er sich durch nichts beirren und stand füßescharrend bereits eine Stunde vor dem Abflug im Regen vor der Halle und wartete vergeblich auf Martin, der die Sache gelassener nahm. Aber Kiebitzflieger wären keine Kiebitzflieger wenn sie sich durch ein kleines Unwetter von ihren Plänen abhalten lassen würden. Erst ein mittelgroßes Unwetter bei Kulmbach zwang sie dann doch auf den Boden, wo sie Trost bei einem Bier auf dem dortigen Stadtfest fanden. 

Dieter Rapp erging es leider auch nicht besser. Sein Versuch den Elementen zu trotzen ging leider ebenso schief, drehte um und wartete auf eine bessere Gelegenheit am nächsten Tag. 

Unsere Abreise verzögerte sich nicht durch das schlechte Wetter, hier waren eher familiäre Gründe anzuführen, hatten wir doch während der Segelflugwoche zwei Pubertierende, unseren eigenen und einen Freund zu betreuen, die erst noch in „Obhut“ gegeben werden mussten.

Am nächsten Tag ging es dann wirklich richtig los, das Wetter war durchwachsen, die Wolkendecke lag bei 3.500 ft und so machten wir uns alle auf den Weg, als gemeinsamer Treffpunkt war Riesa festgelegt worden. 

Wir hatten unsere Route über Bamberg, Hof und Zwickau festgelegt und es sollte ein toller Flug über das Mittelgebirge werden. Die Sicht war einigermaßen, aber trotzdem konnten wir die Landschaft in vollen Zügen genießen. Bei Zwickau zog mal wieder schlechteres Wetter in Form eines größeren Regengebietes auf, das uns stark daran zweifeln ließ, ob wir es überhaupt bis Riesa schaffen würden. Würden wir es schaffen? Wie groß war die Suppe tatsächlich? All diese Fragen stellten sich uns und nach Rückfragen bei unseren Kiebitzen über Funk, die kurz vor dem Ziel waren, entschieden wir uns, Ihnen zu folgen und uns nach Riesa „durchzukämpfen“. 

Der Flugplatz von Riesa hat eine Besonderheit: Um auf das Vorfeld zu gelangen, ist erstmal eine Verkehrsstrasse zu überqueren und wie ein Auto an der Ampel auf grün zu warten. Die Betreiber des Flugplatzes waren allesamt freundlich und unterstützen jeden, wo es nur geht, wobei hier gesagt werden muss, dass dieser Platz einen ganz besonderen Bezug zu den Kiebitzfliegern hat, fanden doch hier die ersten Kiebitztreffen statt. Dadurch kamen wir in den Genuss einer Sonderbehandlung. Die Doppeldecker durften kostenlos in einer Halle übernachten, während wir es uns auf der Wiese hinter dem Tower in unseren Zelten gemütlich machten.

Der Abend verging schnell mit essen, trinken und Gesprächen, wobei sich hier schon die enorme Vielfalt der Charaktere bemerkbar machte, die unsere Reise so wunderbar werden ließ. Doppeldecker Dieter, der „Antreiber“ und „Fluggeile“, Martin der ruhende Pool, Dieter Rapp, der Mann mit den wahnsinnig vielen interessanten Geschichten und wir, die einfach nur genießen und fliegen wollten. Wir alle zusammen bildeten eine Truppe, die trotz unterschiedlicher Meinungen wunderbar harmonierte und unendlich viel lachte.

Die nächste Etappe hieß Peenemünde auf Usedom, mit kurzen Zwischenstopps in Schönhagen bzw. Anklam ging es in einem Rutsch bis rauf, das Wetter war uns hold und so landeten wir am späten Nachmittag in Peenemünde. 

Der Platz, ein ehemaliger Armeeplatz war eigentlich nur endlos groß, sonst hatte er außer dem Anflug über das Wasser nicht viel zu bieten, was dann auch die wenigen Gäste erklärte. Aber das ließ uns nicht verzagen, wir wollten die Sonneninsel und das Wetter genießen und uns von niemandem die Laune verderben. Gesagt – getan, auf Rädern erkundeten wir die Insel nach Stränden und Essbaren  – beides fanden wir in Fülle vor. 

Usedom bot uns die Möglichkeit, das Angenehme mit dem Lehrreichen zu verbinden, ein Besuch im ehemaligen Nazi-Raketenentwicklungszentrums mit angegliedertem Kraftwerk förderte eine rege philosophische Diskussion über den Menschen und seine Taten zu Tage. Die Strände, die tollen Fischgerichte und das Bier versöhnten uns dann wieder mit der Welt.

Dann war es Zeit an die Rückkehr zu denken, schlechtes Wetter war mal wieder im Anmarsch und niemand von uns wollte sich davon überraschen oder treiben lassen. So machten wir uns nach ausführlicher Reisevorbereitung wieder auf den Weg nach Süden. Wir kamen bis Stendal, dort zwang uns das Wetter mal wieder in die Knie – der Platz Stendal ist nur zu empfehlen, das Personal ist nett und zuvorkommend, Unterkünfte finden sich auch immer, das Restaurant am Platz hatte reichlich Auswahl an Speisen und Getränken und so konnte uns auch dieser erzwungene Zwischenstopp nicht wirklich die Laune verderben. Beeindruckend waren die Shelter aus dem zweiten Weltkrieg am Platz, in denen sogar unser Motorsegler beim Übernachten verloren aussah. 

Trotz allem war uns klar, das wir so schnell wie möglich über das Mittelgebirge in heimische Gefilde sollten, wollten wir unsere festgelegten Reisezeiten einhalten, daher hieß es am nächsten Tag, nach ausführlicher Wetterinformation, wir müssen weiter, soweit es eben geht. Das Wetter zwang uns an diesem Tag zweimal auf den Boden, erster Zwischenstopp war für uns Magdeburg und für die Kiebitze Halle. Nach kurzer telefonischer Beratung wurde beschlossen, trotz immer schlechter werdenden Wetters weiter zu fliegen. 

Jena war der zweite Platz an diesem Tag, den wir unfreiwillig aufsuchten. Die Wolken lagen auf und es regnete, so dass an ein Weiterfliegen überhaupt nicht zu denken war. Was sollten wir tun? Nun ja, dass was alle Flieger tun, warten und das Wetter beobachten, auf den günstigsten Augenblick, sprich eine Lücke zwischen den Regenfronten abpassen, schnell starten und hoffen, dass man durch kommt. 

Hier hat uns Martin mit seiner gelassenen Ruhe und seiner großen Flugerfahrung eindeutig einen Riesendienst erwiesen, bedingt durch frühere Flüge, kannte er das Gebiet besser als wir und wusste, wo wir die beste Chance zur Überquerung des Mittelgebirges haben würden. 

Die erhoffte Lücke zwischen zwei Regenfronten kam und es ging nördlich des Thüringer Waldes in Richtung Erfurt. Auf Höhe des Platzes Arnstadt bogen wir nach Suhl ab und setzten dann zum Sprung über das Gebirge an. Es war ein sehr konzentrierter Flug, es schien als ob die Berge uns diesmal beweisen wollten, dass sie sich auch von einer anderen Seite präsentieren konnten. Keine Chance, diesmal triumphierten wir, bezwangen sie und landeten im Regen aber wohlbehalten in Hassfurth. Dort hatten wir alle nur noch den Wunsch einen Platz zum Schlafen und etwas zu essen zu finden. Der Tag hatte uns Nerven und Kraft gekostet.

Das Glück war uns in Form von Fallschirmspringern hold, die uns nach kurzer Verhandlung und Bezahlung, in Form einer Spende in ihre Vereinskasse, einen ausgedienten Container mit 5 Betten zur Verfügung stellten. Dermaßen angetan, machten wir uns nach einem netten Restaurant auf die Suche. Die Sportgaststätte in der Nähe des Flugplatzes ist nur zu empfehlen. An diesem Abend ließen die Flieger der Runde die gesamte Reise Revue passieren, besprachen Schwächen und Stärken, die während der Reise aufgetreten waren und wie man es das nächste mal noch besser machen kann.

Denn das es ein nächstes mal geben sollte, war jedem in der Runde klar – war diese Reise nicht nur durch die einzelnen Personen ein Glücksgriff, nein vor allem fliegerisch konnte jeder von uns wieder dazulernen.

Jungs wir danken euch – Freundschaft

Stefan & Jana